Umstrukturierung und Erweiterung Wilhelmsschule, Stuttgart-Wangen, 2020 – 2024

In unseren Augen sind Schulen Orte der Zusammenkunft mit einem offenen und lebendigen Charakter. Sie beherbergen Räume, die zum Denken und zur Fantasie anregen, gleichzeitig aber auch Behaglichkeit und Geborgenheit ausstrahlen. Sie geben Schülern Platz zur individuellen persönlichen Entfaltung. Ein Schulgebäude sollte diese Haltung auf die Spitze treiben. Ein Haus im Sinne Heideggers. Ein Gebäude, welches das von ihm beschriebene „behaust sein“ mit jeder Pore lebt, das sich den Bedürfnissen seiner Nutzer anpasst und sich mit seiner Umgebung sensibel verwebt. Die Schule als „Lernhaus“ soll so zu einem eigenen, sehr charaktervollen Ort werden, in dem sich die Kinder wohlfühlen und den sie im Idealfall in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos als „Lebensraum“ Schule wahrnehmen. Diese Gedanken liegen uns am Herzen und haben den Entwurf und dessen Architektur maßgeblich beeinflusst.

Das Grundstück der Wilhelmschule Stuttgart-Wangen entwickelt sich entlang der Hedelfinger Straße. Die bestehende Schule hat sich über verschiedene zeitliche Entwicklungsschritte hinweg zu einem städtebaulich heterogenen Gefüge entwickelt. Dieses bietet durch seine vielseitigen räumlichen Qualitäten enormes Entwicklungspotential, bedarf jedoch einiger struktureller Klärung. Die Bauten I-III nehmen dabei einen Großteil der Schulräume auf. Sie sind u-förmig zueinander angeordnet und öffnen sich in östlicher Richtung dem Landschaftsraum eines großzügigen und charaktervollen Baumbestandes. Hier, zwischen den Baukörpern und in deren gemeinsamer Mitte platziert sich der Schulhof. Dieser zieht sich um die Bauten I und II herum und gliedert sich in unterschiedliche freiräumliche Qualitäten. Schon der erste Kontakt mit dem großen Baumbestand und der landschaftlichen angenehmen Atmosphäre des Schulhofs riefen das architektonische Bedürfnis nach Ruhe und Zurückhaltung hervor; städtebaulich vor allem aber auch den Wunsch nach einer Bebauung mit nur 2 Geschossen. Dadurch bietet sich dem Nutzer die Möglichkeit, näher am Außenraum zu sein. Das Gebäude soll Teil des Schulhofs werden und sich nicht über diesen „erheben“.

Der Entwurf der Erweiterung fügt sich nahtlos an den bestehenden Riegel „Bau II“ an. Er erweitert diesen in östlicher Richtung und lagert sich ihm in Richtung des Schulhofs vor. Ziel ist es, die bestehenden Qualitäten aufzunehmen, architektonisch zu verarbeiten und weiterzuführen. Dabei soll die Identität der bestehenden Schule aufgenommen werden. Der Baukörper ermöglicht so ein kompaktes Volumen und gliedert sich sensibel in die städtebauliche Figur der beiden Querriegel ein. Gleichzeitig führt er in seiner Gestalt auch das asymmetrische Satteldach weiter. Dabei soll sich der Entwurf mit dem Bestehenden verweben und nicht als abgelöster, selbstständiger Körper erkennbar sein. Kein weiterer solitärer Baustein, sondern eine bauliche Reparatur und ein bewusstes Bekenntnis zum Vorhandenen. Der Schule bietet sich so die Chance auch baulich wieder zusammenzuwachsen. Der Schulhof als gemeinsame Mitte wird gestärkt – ein Schulcampus entsteht.

VgV-Verfahren
07/2019 – 1. Rang

Fertigstellung
2020-2024

Bauherr
Landeshauptstadt Stuttgart, Schulverwaltungsamt

Standort
Hedelfinger Straße 9, 70327 Stuttgart-Wangen

Baukosten
ca. 20,0 Mio. €

Leistungsphasen
1-9

Tragwerksplaner
Mayr Ludescher Partner, Beratende Ingenieure PartGmbB, Stuttgart

HLS-Planung
IWP Ingenieurbüro für Systemplanung GmbH, Stuttgart

Elektroplanung
IGW Ingenieure GmbH, Herrenberg

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